Die für die Berichtsjahre 2014-2021 genutzte Modellrechnung zur Schätzung der Jahresfahrleistung auf Basis von Daten zum Kilometerstand (erhoben bei der Hauptuntersuchung) berücksichtigt die gesamte Historie der Nutzung der Stichprobenfahrzeuge („Lebensfahrleistung“). Zentraler Bestandteil der Schätzung ist die mittlere monatliche Fahrleistung eines Fahrzeugs seit der Erstzulassung.
Ebenso wie wirtschaftliche und politische Ereignisse und Entscheidungen generell Einfluss auf das Fahrverhalten haben können, so hatte auch die Corona-Pandemie in den Berichtsjahren 2020 und 2021 einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Fahrleistung bestimmter Fahrzeugarten. Die durch den Krieg in der Ukraine veränderten Kraftstoffpreise können im Berichtsjahr 2022 Auswirkungen auf die Fahrzeugnutzung haben.
Bedingt durch den methodischen Ansatz der „Lebensfahrleistung“ finden insbesondere durch aktuelle Ereignisse ausgelöste kurzfristige Änderungen in den Fahrleistungen nicht unmittelbar Ausdruck in den geschätzten Zahlen. Der pandemiebedingte Rückgang der Fahrleistung wird unterschätzt – je nach Fahrzeugart und Antriebsart in unterschiedlicher Weise.
Ein stark vereinfachendes Beispiel*:
Ein fünf Jahre alter privater Pkw fährt normalerweise 10.000 km im Jahr - im Jahr 2021 pandemiebedingt zum Beispiel nur 3.000 km. Basis für die Berechnung der zentral in das Modell einfließenden, mittleren monatlichen Fahrleistung ist daher der Gesamtkilometerstand von 43.000 km. Die durchschnittliche monatliche Fahrleistung läge also bei
43.000 km/60 Monate = 716 km/ Monat.
Für das Jahr 2021 ergäbe sich daraus eine Jahresfahrleistung von 8.592 km (716 km x 12 Monate). In der Realität läge die mittlere, monatliche Fahrleistung im Jahr 2021 jedoch bei
3.000 km/12 Monate = 250 km/ Monat.
Auch die eingesetzten Korrekturfaktoren für junge Fahrzeuge, welche noch zu keiner Hauptuntersuchung vorgeführt wurden, berücksichtigen keine pandemiebedingte Fahrleistungsveränderung. (zu den Auswirkungen der Korrekturfaktoren siehe auch Revisionsbericht 2019, Verkehr in Kilometern (VK),PDF, 468KB, Datei ist nicht barrierefrei)
Auswirkungen auf den Bestand (Neuzulassungen und Außerbetriebsetzungen) finden durch die Hochrechnung auf den mittleren Bestand im Jahr 2021 allerdings volle Berücksichtigung (zur Beschreibung des Schätz- und Hochrechnungsverfahrens siehe auch Qualitätsbericht zu Statistiken über den Verkehr in Kilometern der deutschen Kraftfahrzeuge, Stand: Juni 2022, PDF, 518KB, Datei ist nicht barrierefrei).
Aktuell wird im Kraftfahrt-Bundesamt an der Entwicklung eines neuen Schätzverfahrens gearbeitet, welches den Zeitraum zwischen zwei Hauptuntersuchungsterminen und die in diesem Zeitraum gefahrenen Kilometer berücksichtigt. Somit werden auch kurzfristigere Veränderungen des Fahraufkommens besser geschätzt.
*Das Schätzmodell enthält weitere Faktoren und Berechnungen für Fahrzeuge, welche im betreffenden Berichtsjahr nicht zur Hauptuntersuchung vorgeführt wurden (Ausgleich der verzerrten Stichprobe) sowie sich anschließende Hochrechnungsprozesse auf den mittleren Fahrzeugbestand eines Berichtsjahres.